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RedEn! Reduktion der Energiearmut durch Gebäudesanierung unter Beteiligung der BewohnerInnen

In diesem Projekt wird anhand von konkreten Beispielen untersucht, inwieweit Gebäudesanierungen bei einem hohen Anteil von armutsgefährdeten Haushalten umgesetzt werden können ohne deren Situation zusätzlich zu verschärfen. In drei verschiedenen Untersuchungsregionen (Wien-Favoriten, Krems an der Donau und nördliches Umland von Wien) werden unterschiedliche Betreuungs- und Beratungsansätze verfolgt und die Möglichkeiten und Grenzen gemeinwesenorientierter Arbeit anhand von konkreten Fallbeispielen getestet und evaluiert. Die in das Projekt eingebundenen Stakeholder in den drei Untersuchungsregionen gewährleisten ein sehr hohes Maß an Praxisbezug und breitem Anwendungspotential der erzielten Projektergebnisse.

Ausgangssituation

Energiearmut charakterisiert sich bei Betroffenen dadurch, dass Wohnräume nicht ausreichend warm gehalten werden können, daraus resultierende gesundheitliche Probleme auftreten und in vielen Fällen die Bezahlung der Energierechnungen Schwierigkeiten bereitet. Laut Auswertung der EU-SILC Erhebung 2014 sind in Österreich mit 268.000 Personen derzeit etwa drei Prozent der Bevölkerung von Energiearmut betroffen. Ein wesentlicher Einflussfaktor für Energiearmut ist die Gebäudequalität. Vorangegangene Projekte und Programme zur Bekämpfung von Energiearmut fokussierten vorwiegend auf Maßnahmen bei den Haushalten. Diese Ansätze stoßen jedoch an deutliche Grenzen, wenn es um gebäudebezogene Verbesserungsmaßnahmen geht. Eine der Hauptschwierigkeiten ist die Finanzierung von gebäudebezogenen Maßnahmen, da die erwarteten Energieeinsparungen durch umfassende thermische Gebäudesanierungen die Sanierungskosten in der Regel nicht decken können.

Projektverlauf

Für die Erhebung der Wohn- und Lebenssituation wurde ein Fragebogen entwickelt, die Zielgruppe in einer Kombination aus geografischer und dezentralisierter bzw. individualisierter Methode identifiziert und teilstandardisierte Interviews mit implementierter Genderperspektive in einem mehrstufigen Prozess bei der Zielgruppe durchgeführt. Auf der Basis der Interviewergebnisse wurde in jeder Untersuchungsregion jeweils ein Untersuchungsobjekt für die fallbezogene Gemeinwesenarbeit ausgewählt. Durch die Partizipationsangebote in Form von aktivierenden Gesprächen mit den MieterInnen, sowie BewohnerInnen- und Stakeholderversammlungen wurden die BewohnerInnen als handelnde Subjekte gefördert und vernetzt. Mithilfe von Gendermainstreaming wurde versucht, Menschen unterschiedlicher Herkunft und Geschlechts gleichermaßen in den Prozess einzubinden. In einem weiteren Schritt wurden technische Sanierungslösungen für ein Untersuchungsobjekt erstellt, bewertet und maßgeschneiderte Finanzierungsmöglichkeiten
erarbeitet. Darüber hinaus wurden Verbesserungsmöglichkeiten für die bestehenden Finanzierungs- und Förderinstrumente sowie rechtliche Rahmenbedingungen untersucht.

Ergebnisse

Das Ergebnis der Befragung zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten Personen mit ihrer Wohnsituation zwar zufrieden ist, allerdings gaben 27 Prozent an, dass ihre Wohnung im Winter nicht ausreichend warm gehalten werden kann. Als häufigster Grund werden zu hohe Energiekosten genannt. Auf Basis der Befragungsergebnisse ist davon auszugehen, dass sich viele Betroffene mit niedrigeren Raumtemperaturen als Normalzustand zufriedengeben und daher die Zahl der von Energiearmut betroffenen Personen tatsächlich weitaus höher liegt. Durch aktivierende Gespräche und BewohnerInnenversammlungen konnte das Wissen der MieterInnen über den Gebäudezustand in die Ausarbeitung von Sanierungsmaßnahmen sowie deren Priorisierung einbezogen werden. Für die Mobilisierung der MieterInnen zur Selbstorganisation gelangen Anstöße; für die wünschenswerte Kompetenzsteigerung der MieterInnen, ihre Interessen untereinander zu klären, zu priorisieren und gegenüber Hausverwaltung und Eigentümerinnen zu vertreten, sind langfristige Unterstützungsstrukturen, etwa durch Gemeinwesenarbeit, erforderlich. Für das Untersuchungsobjekt in Krems wurden drei verschiedene Sanierungsvarianten – von der akuten Mängelbehebung und Komfortverbesserung bis zu umfassenden thermischenergetischen Sanierung – entwickelt. Die Finanzierungslösung zeigt, dass die umfassende thermische Sanierung auch unter Ausschöpfung aller verfügbaren Finanzierungsquellen und Subjekt- und Objektförderungen nicht finanzierbar ist, ohne die restlichen Kosten auf die Mieten der BewohnerInnen umzulegen. Die derzeitigen Fördermodelle können die Kosten einer thermisch-energetischen Sanierung bei einem hohen Anteil an energiearmen Haushalten nicht vollständig abdecken. Die Ergebnisse der Untersuchung münden in einem Leitfaden für beteiligungsorientierte Ansätze bei der Althaussanierung mit Fokus auf armutsgefährdete Haushalte, Vorschläge für die Weiterentwicklung von Finanzierungs- und Fördermodellen sowie Empfehlungen für die Verstärkung der Wirksamkeit bestehender Beratungs- und Betreuungsstellen.

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Steckbrief