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Finanzierungsmöglichkeiten für Biomasse: Anforderungen und konkrete Ausgestaltung in Form eines Beteiligungsfonds

Die Europäische Union hat sich auf verbindliche Klimaschutzziele geeinigt: Bis 2020 soll der Anteil
der Erneuerbaren Energien von 6% (2005) auf 20% erhöht werden. Für Österreich beträgt das
nationale Gesamtziel für den Anteil von Energie aus erneuerbaren Quellen am Endenergieverbrauch
im Jahr 2020 34% (2005: 23,3%). Zudem soll innerhalb der EU der Ausstoß der Treibhausgasemissionen
als auch der Energieverbrauch um 20% reduziert werden. Im Regierungsprogramm
2008 – 2013 werden die EU Klima- und Energieziele bestätigt. Hierbei wird ebenso wie in
der derzeit in Ausarbeitung befindlichen „Energiestrategie Österreich“ die energetische Nutzung
von Biomasse als ein zentraler Punkt rund um die Bemühungen zur Erreichung der oben genannten
energie- und klimapolitischen Zielsetzungen gesehen.
Vor dem Hintergrund des im Rahmen der Erarbeitung der österreichischen Energiestrategie erklärten
Zieles der Bundesregierung, den Energiebedarf zwischen 2005 und 2020 zu stabilisieren,
ist eine signifikante Erhöhung des Einsatzes Erneuerbarer Energieträger erforderlich. Bei einem
Endenergieverbrauch von 1.105 PJ im Jahr 2020 entsprechen 34% einem Beitrag von 376 PJ.
Ausgehend von einem Beitrag aller Erneuerbaren Energien im Jahr 2005 von 260 PJ entspricht
dies einer Steigerung von 45% oder 116 PJ. Im Rahmen der gegenständlichen Studie wird auf
Grundlage eines Studienvergleiches ein Zubau von 70 PJ im Bereich der Biomasse, jeweils etwa
15 PJ im Bereich Wasserkraft und Windkraft sowie zwischen 3 und 8 PJ im Bereich PV, Solarthermie
und Umgebungswärme angenommen.
Die angenommenen Zuwächse erfordern im Bereich der Biomasse Neuinvestitionen zwischen 5,9
und 8,6 Mrd. Euro, wovon zwischen 4,1 und 6,1 Mrd. Euro auf den Bereich Raumwärme und
Warmwasser entfallen. In diesem Segment kommt vor allem die Kreditfinanzierung (und die
Wohnbauförderung) zum Einsatz. Immerhin zwischen 1,8 und 2,5 Mrd. Euro entfallen auf Technologiebereiche,
die für innovative Finanzinstrumente von hohem Interesse sind. Im Bereich der
Windenergie wird der Finanzierungsbedarf für den Ausbau auf 3.500 MW mit 4,7 Mrd. Euro geschätzt.
Die gewählte Finanzierungsform von Biomasseanlagen hängt unter anderem von der Wirtschaftskraft
des Initiators ab. Während große Unternehmen wie z.B. Energieversorger auch größerer Anlagen
aus eigenen Mitteln finanzieren können, sind kleinere und mittlere Unternehmen bzw. Privatpersonen
auf eine Finanzierung über eine Außenfinanzierung von Fremdmitteln (Kreditfinanzierung)
und Eigenkapital Dritter (Beteiligungsfinanzierung) angewiesen.
Bei der Finanzierung von Erneuerbaren Energien (Anlagen) mit einem stabilen Cashflow, hat sich
die Projektfinanzierung als gängige Finanzierungsform durchgesetzt. Hinsichtlich des Risikos
kommt hier dem Rohstoffrisiko (Verfügbarkeit und Preis) besondere Bedeutung zu. Eine Möglichkeit
ist hier etwa die Beteiligung des Rohstofflieferanten an der Anlage. Als Sonderformen der Projektfinanzierung
sind noch Leasing und Contracting zu nennen. Neben der Finanzierung konkreter
Projekte ist selbstverständlich auch die Unternehmensfinanzierung (Anlagenhersteller, PlanerM)
von Bedeutung.
Für das Segment größerer Biomasseprojekte wurde das Konzept eines Biomassefondskonzepts
entwickelt. Das vorgeschlagene Fondskonzept investiert in die Bereiche Errichtung/Betrieb von
Biomasseanlagen und Unternehmen, die sich mit Dienstleistungen zur Energiegewinnung beschäftigen.
Optional könnte das Fonds-Konzept für innovative Start-ups erweitert werden (Venture Capital Fonds).
Mit diesem Fonds wurde ein Instrument entwickelt, das es erlaubt, bestehende
Finanzierungsdefizite zu beheben. Er stellt innovativen Unternehmen (im Biomassebereich) und
Projektbetreibern von Biomasseheizkraftwerken Eigenkapital zur Verfügung. Mit Hilfe des Eigenkapitals
können Unternehmen ihre Projekte realisieren und mit Hilfe von Fremdkapital (Leverageeffekt)
die geplanten Renditen verbessern. In der Regel werden z.B. bei einer Projektfinanzierung
von Banken ca. 20 – 30% Eigenkapital gefordert – die restlichen 70 bis 80% werden fremdfinanziert.
Der Biomassefonds soll vor allem jenen BetreiberInnen bzw. Unternehmen nutzen, die nicht
an der Börse notiert sind und somit keinen Zugang einer Finanzierung über die Börse haben.

Steckbrief

  • Projektnummer
    815672
  • Koordinator
    Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik
  • Projektleitung
    Susanne Hasenhüttl, susanhasenhuettl@oegut.at
  • Förderprogramm
    Energie der Zukunft
  • Dauer
    03.2008 - 09.2009
  • Budget
    8.970 €