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HYDROVAL – Evaluation of Hydropower Energy Development in Austria: Exploring the Energy-Water Nexus using Public Choice Models

Die österreichische Stromproduktion basiert heute bereits größtenteils auf erneuerbaren Energieträgern.
Rund 60 % des heimischen Stroms stammen aus der Wasserkraftnutzung. Der Ausbau
der Wasserkraft ist ein zentraler Bestandteil der österreichischen Energiestrategie, insbesondere
um den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Das Ausbauziel steht jedoch in einem unmittelbaren
Konflikt mit den Zielen der EU Wasserrahmenrichtlinie (z.B. verbietet die Wasserrahmenrichtlinie
grundsätzlich eine Verschlechterung des Zustandes der Oberflächengewässer).
Investitionen in die Nutzung der Wasserkraft sind mit externen Kosten und Nutzen verbunden, die
bei der Ausbaustrategie berücksichtigt werden müssen. Negative Einflüsse auf die Umwelt durch
den Betrieb eines Wasserkraftwerkes betreffen beispielsweise die optische Verunstaltung natürlicher
Flusslandschaften, Erosionen, Sedimentationen und die damit zusammenhängenden negativen
Auswirkungen auf Fauna und Flora. Andererseits hat die Nutzung von Wasserkraft auch
positive Effekte: beispielsweise verursacht sie keine Luftverschmutzung und ist eine wichtige
Komponente für die Sicherung der Energieversorgung.
Das primäre Ziel des Projektes besteht darin, die strategischen Ausbauziele für die Wasserkraftnutzung
in Österreich, unter Berücksichtigung der vielschichtigen positiven und negativen Effekte,
ökonomisch zu bewerten. Den wissenschaftlichen Ansatz für diese Bewertung stellt eine Befragung
bzw. die Anwendung eines diskreten Entscheidungsmodells (Choice Experiment) dar. Damit
können Präferenzen der Befragten hinsichtlich der Wasserkraftausbaustrategien in Österreich
(monetär) bewertet werden und letztendlich wohlfahrtsökonomische Schlüsse gezogen werden.
Diese Informationen ermöglichen einen nachhaltigen Entscheidungsprozess für Wasserkraftprojekte
in Österreich und dienen als wichtige Basis für die zukünftige österreichische Klima- und
Energiepolitik.

Ergebnisse

Das Projekt HYDROVAL liefert einen detaillierten Einblick in die Präferenzen der Bevölkerung für
einen Ausbau der Wasserkraft bzw. erneuerbarer Energiequellen als auch die positiven und negativen
Effekte, die mit einem solchen Ausbau verbunden sind. Auf Grund des umfangreichen
Fragebogens konnten – neben den Ergebnissen der ökonometrischen Modelle – auch wichtige
Erkenntnisse in Bezug auf die allgemeine Einstellung zur Thematik gewonnen werden. Die verstärkte
Nutzung erneuerbarer Energiequellen für die zukünftige Stromerzeugung wird durchwegs
als sehr wichtig erachtet, wobei hier Präferenzen für bestimmte (erneuerbare) Technologien beobachtet
werden konnten. So ist die Sonnenenergie (Photovoltaik) die am meisten präferierte erneuerbare
Energiequelle, gefolgt von Wasserkraft und Windkraft. Auch die generelle Einstellung
zur Wasserkraftnutzung bzw. zum Bau weiterer Wasserkraftwerke in Österreich ist sehr positiv,
jedoch konnten deutliche Defizite im Informationsstand der Bevölkerung zum Thema Wasserkraft
identifiziert werden.
Wesentliche Erkenntnisse des Forschungsprojektes konnten aus den ökonometrischen Auswertungen
gewonnen werden. Der viel diskutierte „Trade-off“ zwischen den Vorteilen eines Ausbaus
der Wasserkraft und den negativen Begleiterscheinungen (Eingriff in das Ökosystem) konnte
mit Hilfe des Choice Modells identifiziert und quantifiziert werden. Ein starker Eingriff in die
Natur war in allen Auswertungen mit einem deutlichen Wohlfahrtsverlust verbunden. Der negative
Effekt des starken Eingriffs wird zusätzlich verstärkt, wenn die Befragten nahe an einem Fließgewässer
wohnen. Auch zeigte sich, dass Erfahrungen mit der Wasserkraftnutzung (Kraftwerke in
der Umgebung des Wohnortes) die Zustimmung zum Ausbau erhöhen. Darüber hinaus konnte
die „Not in my backyard“ Theorie bestätigt werden: ein Ausbau der Wasserkraft wird zur Erreichung
wichtiger klima- und energiepolitischer Ziele zwar gewünscht, jedoch sollten neue Wasserkraftwerke
möglichst weit entfernt vom Wohnsitz errichtet werden. Die Einbettung des Wasserkraftausbaus
in eine generelle Ausbaustrategie für Erneuerbare hat keinen signifikanten Einfluss
auf die Ergebnisse. Einzig der Eingriff in die Natur wird beim Ausbau der Wasserkraft negativer
bewertet, als beim Ausbau anderer erneuerbarer Technologien.
Die direkte Zahlungsbereitschaftsanalyse zeigte, dass es eine positive Zahlungsbereitschaft für
den Ausbau erneuerbarer Energien bzw. die Wasserkraft gibt. Diese liegt im Median bei rund
€ 10 pro Haushalt und Monat. Dies entspricht einem Aufschlag von rund 15 % auf die aktuelle
monatliche Stromrechnung, was in etwa den bestehenden Aufschlägen für die Ökostromförderung
entspricht.

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Steckbrief

  • Projektnummer
    82541
  • Koordinator
    Institut für höhere Studien und wissenschaftliche Forschung Kärnten (IHS Kärnten)
  • Projektleitung
    Andrea Klinglmair, a.klinglmair@carinthia.ihs.ac.at
  • Förderprogramm
    Neue Energien 2020
  • Dauer
    03.2010 - 02.2012
  • Budget
    149.998 €