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TEplus Effizienzsteigerung von Thermoelektrizität durch Vermeidung von phononischem Wärmeübertrag

Bei der Energieumwandlung von Wärme zu Strom wird im Normalfall der Umweg über die mechanische Bewegung genommen (Verbrennungskraftmaschinen, Dampfturbine, Stirlingmotor, etc.). Es existiert aber auch die Möglichkeit, Wärme mittels Thermoelektrizität direkt in elektrische Energie umzuwandeln. Das Prinzip dazu ist seit ca. 200 Jahren bekannt, mit Metallen sind die erzielten Wirkungsgrade allerdings minimal. Mit der Entwicklung der Halbleiter wurde ab ca. 1950 eine deutliche Verbesserung erzielt, die Wirkungsgrade liegen je nach Material und Temperaturbereich aber nur bei ca. 6-8 %. Bei Festkörpern ist grundsätzlich die Wärmeleitung über das Gitter sehr groß und nach dem Gesetz von Wiedemann/Franz[1] auch nicht markant veränderbar. Die Gitterwärmeleitung kann im Vakuum unterbunden werden. Bei geeigneten Temperaturen werden Elektronen in das Vakuum emittiert, die zu einer thermoelektrischen Energieumwandlung führen. Bisherige Anwendungen des Vakuumverfahrens sind rar und vorwiegend auf Satellitenanwendungen konzentriert. Für terrestrische Anwendungen der Thermoelektrizität sind noch einige Hürden zu bewältigen, die im Projekt TEplus behandelt wurden. Vorarbeiten an der JKU Linz, Institut für Experimentalphysik, zeigten mehrere Möglichkeiten, den thermoelektrischen Wirkungsgrad zu erhöhen. Durch geeignete Wahl der Materialien, Oberflächenstrukturen und Beschichtungen, Geometriefaktoren, Gasfüllungen, Magnetfelder sowie Berücksichtigung des photonischen Einflusses in Kombination mit dem richtigem Temperaturbereich werden Wirkungsgrade erwartet, die deutlich über denen liegen, die derzeit mit thermoelektrischen Festkörperelementen erreichbar sind.


[1] Wiedemann-Franz-Gesetz, Regel über die Temperaturabhängigkeit des Verhältnisses der Wärmeleitfähigkeit λ zur elektrischen Leitfähigkeit σ bei Metallen. Diese ist nach Wiedemann und Franz für Metalle bei konstanter Temperatur annähernd konstant, nach Lorenz ist sie proportional zu T: λ / σ = LT; die Proportionalitätskonstante L heißt Lorenz-Konstante. L ist bei reinen Metallen (fast) unabhängig von Material und Temperatur und beträgt etwa 2 · 10-8 V2 / K2. Bei tiefen Temperaturen verliert das Gesetz seine Gültigkeit, L nimmt dann mit sinkender Temperatur ab, da dann die Gitteratome einen nicht mehr zu vernachlässigenden Beitrag zur Wärmeleitung liefern.

Ausgangssituation

Bei der Energieumwandlung von Wärme zu Strom wird im Normalfall der Umweg über die mechanische Bewegung genommen (Verbrennungskraftmaschinen, Dampfturbine, Stirlingmotor, etc.). Es existiert aber auch die Möglichkeit, Wärme mittels Thermoelektrizität direkt in elektrische Energie umzuwandeln. Das Prinzip dazu ist seit ca. 200 Jahren bekannt, mit Metallen sind die erzielten Wirkungsgrade allerdings relativ gering. Mit der Entwicklung der Halbleiter wurde ca. ab 1950 eine deutliche Verbesserung erzielt, die Wirkungsgrade liegen je nach Material und Temperaturbereich aber nur bei ca. 6-8%. Bei Festkörpern ist jedoch die Wärmeleitung über das Gitter sehr groß und nach dem Gesetz von Wiedemann/Franz auch nicht markant veränderbar. Zur Vermeidung der Gitterwärmeleitfähigkeit kann der Weg gegangen werden, die Gitterstruktur entfallen zu lassen. Im Vakuum ist die thermische Leitfähigkeit unterbunden. Bei geeigneten Temperaturen werden aber Elektronen in das Vakuum emittiert, die zu einer thermoelektrischen Energieumwandlung führen. Bisherige Anwendungen des Vakuumverfahrens sind vorwiegend auf Satellitenanwendungen konzentriert.

Projektverlauf

Für terrestrische Anwendungen der Thermoelektrizität sind noch einige Hürden zu bewältigen, die im Projekt TEplus behandelt wurden. Vorarbeiten an der JKU Linz, Institut für Experimentalphysik, haben mehrere Möglichkeiten gezeigt, den thermoelektrischen Wirkungsgrad zu erhöhen. Durch geeignete Wahl der Materialien, Oberflächenstrukturen und Beschichtungen, Geometriefaktoren, Gasfüllungen, Magnetfelder sowie Berücksichtigung des photonischen Einflusses in Kombination mit dem richtigem Temperaturbereich werden Wirkungsgrade erwartet, die deutlich über denen liegen, die derzeit mit thermoelektrischen Festkörperelementen erreichbar sind.

"Thermoelektrik macht aus Wärme Strom: ohne den Umweg über die Mechanik!"

– Michael Schneiderbauer –

Ergebnisse

Im Sondierungsprojekt TEplus wurden die Einflüsse der einzelnen physikalischen Effekte der Thermoelektrozität unabhängig voneinander und in Kombination miteinander untersucht. Mittels theoretischer Berechnung und Simulation sowie Verifizierung über experimentelle wurden die relevanten Aspekte herausgearbeitet und bewertet. Gleichzeitig erfolgte eine techno-ökonomische Bewertung der Verfahrensentwicklung, um das Innovationspotential aus ökonomischer Sicht abzuschätzen. Aus diesen Untersuchungen konnten Empfehlungen zum späteren Bau von thermoelektrischen Energiewandlern mit Vakuum abgeleitet werden. Die Ergebnisse dienten auch als Basis für das Folgeprojekt „ModiSys Power – Entwicklung einer Mikro-Kraft-Wärmekopplung mit Thermogeneratoren als modulares integratives System für Biomassekessel“, (Projektnummer 853688) welches aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen der 2. Ausschreibung des Programms „Energieforschung“ durchgeführt wird.

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