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DG-EV-HIL Forschungsschwerpunkt zur wissenschaftlichen Begleitung der technischen Einbindung dezentraler erneuerbarer Energieträger und verteilter Energiespeichersysteme in aktive elektrische Verteilnetze mittels Power-Hardware-in-the-Loop Simulationen

In diesem Projekt wurde am AIT Austrian Institute of Technology ein Forschungsschwerpunkt zur wissenschaftlichen Begleitung der technischen Einbindung dezentraler erneuerbarer Energieträger (DG) und verteilter Energiespeichersysteme in aktive elektrische Verteilnetze mit Schwerpunkt auf PHIL Simulationen aufgebaut. Das Vorhaben war in zwei Teilprojekte gegliedert:

  • Dem Investitionsprojekt SmartEST Laborinfrastruktur, das aus AIT Eigenmitteln finanziert wurde und
  • Dem DG-EV-HIL Forschungsprojekt, das grundlegenden Methoden zur Einbindung von erneuerbaren Energiequellen zum Inhalt hat.

Durch das Forschungsvorhaben, bestehend aus dem Aufbau einer europaweit einzigartigen Forschungsinfrastruktur sowie der Entwicklung neuer wissenschaftlicher Methoden und Kompetenzen, entstand für die österreichische Industrie ein einzigartiger Forschungsknoten im Bereich Smart Grids. Darüber hinaus wurde mit diesen Forschungsaktivitäten ein Labor (SmartEST) im Spitzenfeld der europäischen Energieforschung geschaffen, da Smart Grids in Europa als hochprioritäres Forschungsthema angesehen wird (EU SET-Plan). Mit den entwickelten Kompetenzen, sowie der Laborinfrastruktur schaffte AIT ein Forschungsumfeld, das den Strukturwandel von einer zentralen Energieerzeugung hin zu dezentralen Systemen unterstützt.

 

Ausgangssituation

Das elektrische Energieversorgungssystem steht zunehmend vor der Aufgabe, einen kontinuierlich steigenden Bedarf an elektrischer Energie zu decken. Gleichzeitig existiert die Anforderung, die Erzeugung von elektrischer Energie vermehrt von der Emission von Treibhausgasen (insbesondere CO2) zu entkoppeln, was die massive Integration erneuerbarer Energieträger notwendig macht. Ein großer Anteil an erneuerbaren Energieträgern war schon vor Projektbeginn örtlich dezentral verfügbar bzw. wurde bereits intensiv an deren Ausbau gearbeitet. Dazu kam die bevorstehende Integration elektrisch betriebener Fahrzeuge (e-mobility) in die elektrischen Netze. Die Batterien dieser Fahrzeuge würden ebenfalls ein signifikantes Volumen an verteilten Energiespeichern darstellen. Allerdings wiesen sowohl das Produktionsverhalten von erneuerbaren Energieträgern, als auch das Verbrauchsverhalten von Elektrofahrzeugen zeitlich stochastisches Verhalten auf.

Vor dem Hintergrund liberalisierter Energiemärkte führten die oben genannten Entwicklungen zu grundlegend neuen Rahmenbedingungen und sich daraus ergebenden Aufgaben, hinsichtlich Betrieb, Regelung und Planung elektrischer Netze.

Die neu ins Netz zu integrierenden Komponenten (Wechselrichtersysteme, Smart Meters, Batterieladesysteme, Strombegrenzer, etc) sind aktiver Natur, können im Verteilnetz Regelungsaufgaben wahrnehmen und weisen hochgradig nichtlineares Verhalten auf. Zur Entwicklung dieser Komponenten bzw. zur Definition, Verifikation und Optimierung von Netzmanagementverfahren war es essentiell, die Wechselwirkung zwischen einer ausgewählten Systemkomponente und dem Netz zu untersuchen. Da das Verhalten dieser neuen Netzkomponenten unbekannt und mathematisch nicht ausreichend beschreibbar war, konnte diese Wechselwirkung mittels numerischer Netzwerksimulation nicht untersucht werden und experimentelle Verfahren mussten herangezogen werden. Für konventionelle Netze verwendete man dazu spezielle Transformatoren mit einer Kombination aus Vor- und Nachimpedanzen zur Netznachbildung.

Sollte jedoch das Verhalten aktiver Verteilnetze nachgebildet werden, konnte das Netzverhalten mit der bestehenden Laborinfrastruktur nicht nachgebildet werden. Es wurde  notwendig, numerische Echtzeitsimulation des aktiven Netzabschnittes zusammen mit der experimentellen Kopplung der simulierten Größen mit der zu untersuchenden Komponente über einen Netzsimulator, also eine P-HIL Anordnung durchzuführen.

Projektverlauf

Das Projekt DG-EV-HIL wurde in sieben Subprojekte strukturiert.

SP1: Planungsmethoden von DG Systemintegration unter Einbeziehung unterschiedlicher Informationsträger

SP2: Real-Time Simulationsalgorithmen in Kombination mit PHIL Funktionalität

SP3: Methoden zur Entwicklung von Ancillary Service Funktionalitäten in Leistungselektronikkomponenten

SP4: Entwicklung von Methoden und Standards für Smart Grids Komponentenentwicklung

SP5: Co-Simulation von Kommunikationsnetzen und elektrischen Netzen

SP6: Entwicklung und Evaluierung von Verfahren für Demand-side-management und Demand-Response

SP7: Erarbeitung von neuen Methoden und Standards für neue Netzkomponenten

 

Ergebnisse

Die wissenschaftlich-technische Arbeit in DG-EV-HIL hat zu fortschrittlichen Konzepten für die technische Integration von dezentralen erneuerbaren Energiequellen (inkl. Energiespeichersysteme) in aktive Stromverteilungsnetze (Smart Grids) geführt. Das Hauptergebnisse von DG-EV-HIL können wie folgt zusammengefasst werden: wissenschaftliche Methoden, technische Konzepte, erweiterte Forschungs- und Laborinfrastruktur, Entwicklungstools und zukünftige Technologien für die integrale Planung, Echtzeitsimulation, Co-Simulation,  HIL-Experimente (inkl. P-HIL & C-HIL), Service-Zusatzfunktionen für leistungselektronische Komponenten, fortgeschrittene Automatisierungs- und Steuerungskonzepte, Methoden für Demand Side Management und Demand Response sowie Entwicklungsmethoden für Netzwerkkomponenten und Leistungselektronik im Bereich Smart Grids.

Die wichtigsten Ergebnisse der einzelnen Subprojekte:

SP1:

  • Netzintegration von Photovoltaikanlagen (PV), Elektrofahrzeugen (EV) und Batteriesystemen (BS)
  • HIL-Testkonzept und Implementierung für ein Energiespeichersystem
  • Open-Source-basiertes Framework für die koordinierte Simulation von Power System und Controller / IKT-Komponenten
  • Konzept und Prototyp eines Netzwerk-Informationssystems basierend auf interoperablen Standards (CIM)

SP2:

  • P-HIL und C-HIL Validierungsansatz integriert in die Laborumgebung
  • Fortgeschrittene Schnittstellenalgorithmen für P-HIL-Experimente, die im Labor entwickelt und integriert wurden
  • Echtzeit-Modellierung und Simulation von elektrischen Netzwerken etabliert
  • Analyse von Test- und Validierungsszenarien für durchgeführte HIL-Experimente
  • Praktische Erfahrungen mit P-HIL und C-HIL unterstützten Test- und Validierungsszenarien

SP3:

  • Detaillierte Analyse der aktuellen Anschluss- und Prüfnormen / Richtlinien (Schwerpunkt Ancillary Services)
  • Simulationsmodelle mit Spannungsregelung (z. B. Q (U), P (U)) für Photovoltaik-Wechselrichter unter nicht ausgeglichenen Bedingungen
  • Simulationsumgebung für Massenuntersuchungen
  • Stabilität von Verteilungsnetzen mit Spannungsreglern (z.B. Q (U))
  • Konzept zum Hochskalieren der Leistung in einem PHIL-Experiment
  • P-HIL Anwendungsfall „Spannungsregelung, Interaktion zwischen verschiedenen Anlagen“

SP4:

  • ICT-basierte Integrationsarchitektur für Smart Grid-Systeme
  • Flexible und in hohem Maße konfigurierbare Automatisierungsinfrastruktur für die AIT-Laborumgebung
  • Open Source und standardbasierte Automatisierungs- und Steuerungsplattform für Smart Grid-Anwendungen
  • Konzept einer ganzheitlichen Methodik für die Entwicklung von Smart Grid-Anwendungen

SP5:

  • Erweiterte Simulatorkopplungsfähigkeiten
  • Praktische Erfahrung mit Stromnetzsimulatoren, die fortschrittliche Co-Simulationen ermöglichen
  • Simulator-Erfahrungen mit integrierter Kommunikationssimulation
  • Basis-Toolset zur Validierung von vernetzten Smart Grid-Systemen

SP6:

  • Methoden zur Analyse des Potentials von Demand-Side-Management- und Demand-Response-Konzepten
  • Methoden zum Studium und zur Analyse der Auswirkungen der IKT-Infrastruktur auf Demand-Response-Konzepte
  • Laborbasierte Validierungsmethoden für Demand Response

SP7:

  • Rapid Prototyping-Konzept
  • Flexiblesr Prototyping Ansatz
  • Hybrid Switch Konzept

Steckbrief

  • Projektnummer
    827987
  • Koordinator
  • Projektleitung
    Wolfgang Hribernik, wolfgang.hribernik@ait.ac.at
  • Schlagwörter
    Hardware-in-the-loop Simulationen, Smart Grids
  • Förderprogramm
    Neue Energien 2020
  • Dauer
    01.2010 - 06.2014
  • Budget
    396.000 €